DER BAUSV 6/2019

Abb. 1: Ansicht des Bürogebäudes von außen

Ralf Schumacher


Passivhausfenster aus Holz mit Dämmstoffkern

Enthaftung der äußeren Farbbeschichtung durch Feuchteeinwirkungen


Der Einbau von Holzfenstern in einen feuchten Rohbau aus Porenbetonmauerwerk, dessen Austrocknung durch ein WDVS aus EPS verzögert wird, kann zu Schäden führen, wie das Fallbeispiel zeigt. Bei dem Neubau eines Passivhauses kam es nach dem ersten Winter auf der Außenseite der Fensterrahmen aus Holz zu vereinzelten Hohllagen und Blasenbildungen in der Farbbeschichtung. In der Folgezeit nahm die Anzahl der Farbablösungen zu und die Farbbeschichtung ließ sich filmartig und rückstandsfrei vom Holz abziehen. Eine Auffeuchtung der Rahmenhölzer durch Wasserdampfdiffusion während des ersten Winters scheint in Verbindung mit einer zu geringen Nasshaftung der wassergebundenen Farbbeschichtung schadensursächlich zu sein. Der Bauherr verklagt den Architekten und den Unternehmer auf Neuherstellung. Der Unternehmer trägt vor, dass Planungsfehler vorliegen müssen, weil bereits bei anderen Passivhäusern des Architekten ähnliche Schäden aufgetreten sein sollen.


1 Sachverhalt

Ein zweigeschossiges, nicht unterkellertes Bürogebäude wurde als Passivhaus mit insgesamt 36 Fensterelementen errichtet. Der etwa 49 bis 50 cm dicke Wandaufbau beschreibt sich von innen nach außen wie folgt:

  • 0,6 cm Innenputz
  • 17,5 cm Mauerwerk aus Porenbeton
  • 0,5 bis 1,0 cm Klebespalt (Randwulst-Punkt-Verfahren)
  • 30,0 cm Wärmedämmung aus EPS
  • 0,6 cm Außenputz des WDVS

Die dreifachverglasten Passivhausfenster bestehen aus zu öffnenden und fest stehenden, überwiegend 1,25 m breiten und 2,20 m hohen Elementen mit 44 mm dicken Glaseinheiten (4/16/4/16/4 mm). Sie sind vom Passivhaus Institut zertifiziert und haben einen Holz-PU-Verbundrahmen (0,13 W/mK, 0,075 W/mK, 0,040 W/mK). Der Verbundrahmen besteht aus Fichtenholz mit einem Dämmstoffkern aus Purenit.

Purenit ist ein hoch verdichteter Dämmstoff auf PUR/PIR-Hartschaumbasis der Puren GmbH. Polyurethane, abgekürzt PUR oder auch nur PU, sind Kunststoffe oder Kunstharze, die in flüssiger Form als Schaum (z.B. Bauschaum) oder in weichem oder hartem Zustand angewendet werden. Hier bilden sie als Hartschaum den Kern der mit Fichtenholz ummantelten Fensterrahmen. Die Fenster sind innen mit einer weißen und außen mit einer anthrazitfarbenen Acrylatfarbe beschichtet. Das wassergebundene Beschichtungssystem besteht nach den vorgelegten Datenblättern aus folgendem Aufbau:

  • Imprägnierung: wässrig, farblos, zum Schutz vor Fäulnis und Bläue
  • Grundierung: wässrig, isolierend, weiß
  • Zwischenbeschichtung: wässrig, weiß, absperrend gegen Holzinhaltsstoffe
  • Schlussbeschichtung aus einem wässrigen Decklack

Die Blasenbildungen und Ablösungen traten fast ausschließlich auf den Außenseiten der Rahmenhölzer auf. Nur sehr wenige Blasen platzten auf. Überwiegend markierten sie sich als kleine Hohllagen. Die ablösende Ebene befand sich dabei in allen Fällen zwischen dem Fichtenholz und der Grundierung. Dem Augenschein nach löste sich das komplette Farbsystem vom Holz ab. Die farblose Imprägnierung war dabei nicht erkennbar. Auffällig war, dass sich nicht überall, aber an vielen Stellen, die Beschichtung im Bereich einer Hohllage filmartig und rückstandsfrei abziehen ließ.

Die drei Beschichtungslagen, bestehend aus Grundierung, Zwischenlack und Deckbeschichtung, hafteten an allen Stellen untereinander, aber nicht auf dem Holz. Das Holz wiederum wies keine erkennbaren Schäden, wie Pilzbefall oder Fäulnis, auf.

Für einen unvoreingenommenen Betrachter waren aus üblichem Betrachtungsabstand die zum Teil feinen Hohllagen nicht erkennbar. Erst bei genauerem Hinsehen und erst recht bei detaillierter Untersuchung wurde das ganze Schadensausmaß deutlich.

Die Holzfenster sind in der Ebene zwischen Mauerwerk und WDVS eingebaut beziehungsweise eingeschäumt. Die Fensterrahmen hatten im Bereich einer stichprobenhaften Öffnungsstelle keinen direkten Kontakt zum Mauerwerk. Die Unterseiten der Rahmenprofile weisen eine nicht weiter untersuchte schwarze Beschichtung auf, die laut Aussage des Unternehmers gegen kapillare Wasseraufnahme schützen soll und diffusionsoffen ist.


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