BauSV 6/2022


Messtechnik

Feuchtemessung von mineralischen Untergründen
Abb. 2: Geräte zur Durchführung der Darrmethode

Wolfram Steinhäuser


Feuchtemessung von mineralischen Untergründen

Die neue DIN EN 17668 Klebstoffe für Bodenbeläge


Feuchtigkeit ist der Hauptgegner für jeden Bauherrn, Auftraggeber, Architekten, Bauleiter und Handwerker. Über 50% aller Schäden und Mängel am Bau und somit auch in der Fußbodenbranche sind auf Feuchtigkeit zurückzuführen. Um Feuchteschäden vorzubeugen, muss die Feuchtigkeit aus allen mineralischen Baustoffen abdampfen und über die Raumluft abtransportiert werden. Je nach der Gesamtfeuchtemenge, der Temperatur und der relativen Luftfeuchte stellt sich ein Raumklima ein, das das Abdampfen der Feuchtigkeit fördern oder verhindern kann.

Alle mineralischen Baustoffe gehen mit der sie umgebenden Luft einen Gleichgewichtszustand ein. Bei hoher Luftfeuchte können die mineralischen Baustoffe ihre Feuchtigkeit an die Raumluft nicht abgeben, das heißt, bei hoher Luftfeuchte trocknen diese Baustoffe nicht. Diese Zusammenhänge gelten auch in der Fußbodenbranche bei der Trocknung mineralischer Untergründe, auch wenn sie häufig, beispielsweise aufgrund von Bauablauf- und Zeitproblemen, ignoriert werden.


Belegereife und Feuchtemessung

Jeder Parkett- und Bodenleger weiß, dass er nur auf einem belegereifen Untergrund Oberbeläge schadenfrei verlegen kann. Die Belegereife eines mineralischen Untergrunds ist dann erreicht, wenn dieser Untergrund einen Feuchtegehalt erreicht hat, der nach den allgemeinen Erfahrungen keinen Feuchteschaden an Parkett und Bodenbelägen verursacht. Die Feuchtewerte für die Belegereife sind höher als die der Ausgleichsfeuchte.

Hierfür sind zwei Gründe verantwortlich: Zum einen ändert sich die Ausgleichsfeuchte mit der relativen Luftfeuchte, zum anderen wären zu lange Trocknungszeiten zum Erreichen der Ausgleichsfeuchte erforderlich. Die Ausgleichsfeuchte ist bekanntlich der Feuchtegehalt eines mineralischen Untergrunds, der sich im Gleichgewicht mit der relativen Luftfeuchte einstellt.

Die Überprüfung des Feuchtegehalts des zu belegenden Untergrunds ist ein Schwerpunkt bei den Prüfpflichten der Parkett- und Bodenleger. Jeder Verarbeiter muss nicht nur den Feuchtegehalt der Neuuntergründe prüfen, auch für die Altuntergründe besteht diese Prüfpflicht. Die meisten Verarbeiter sind der Meinung, dass die Altestriche aufgrund der langen Liegezeit ausreichend trocken sind.

Das ist sicher in den meisten Fällen richtig, kann sich aber auch als großer Trugschluss herausstellen. Wenn es zu einem Feuchteschaden an den Oberbelägen kommt, muss der Handwerker anhand eines Prüfprotokolls nachweisen, dass er die Feuchte gemessen hat und der Untergrund ausreichend trocken war. Kann er das nicht, haftet er im Fall einer Reklamation für den vollen Schaden.

Mit dem Feuchtemessprotokoll wird in der Baupraxis immer wieder leichtfertig und fahrlässig umgegangen. Die Negativbeispiele sind fast endlos. Am sichersten sind Parkett- und Bodenleger, wenn das Feuchtemessprotokoll auch vom Bauleiter oder Architekt oder sogar dem Bauherrn unterzeichnet ist.

Aufgrund der Vielzahl von verschiedenen mineralischen Untergründen, auf denen Bodenbelagsarbeiten ausgeführt werden, sind die Risiken und Grauzonen im Hinblick auf die Feuchteprüfung und die Belegereife dieser Untergründe nicht zu unterschätzen. Zur Ermittlung des Feuchtegehalts mineralischer Untergründe gibt es die nachfolgend genannten Möglichkeiten.


Messung des Feuchtegehalts nach der CM-Messmethode (Calciumcarbid-Methode)

Diese Messmethode basiert auf der Reaktion von Wasser mit Calciumcarbid. Die zerkleinerte Estrichprobe wird gewogen und in das CM-Druckgefäß eingefüllt. Anschließend werden Stahlkugeln und eine mit einer definierten Carbidmenge gefüllte Glasampulle hinzugefügt. Die Druckflasche wird geschüttelt, dadurch zerschlagen die Stahlkugeln die Carbid-Ampulle.

Das aus dem Prüfgut diffundierende Wasser reagiert mit dem Calciumcarbid zu Acetylen und Calciumhydroxid. Das Acetylen erzeugt einen Druck, über den auf die reagierende Wassermenge geschlossen werden kann. Der Feuchtewert wird dann direkt digital vom Messgerät oder aus Tabellen in Abhängigkeit von der eingefüllten Estrichprobemenge abgelesen. Die CM-Methode ist die bekannteste und etablierteste Messmethode zur Ermittlung des Feuchtegehalts von mineralischen Untergründen.


Messung des Feuchtegehalts nach der Darrmethode (gravimetrische Messmethode)

Dem mineralischen Untergrund wird wie bei der CM-Messung eine Probe an der vermutlich feuchtesten Stelle entnommen. Diese Probe muss nicht zerkleinert werden, sodass kein Feuchteverlust durch das Zerkleinern nicht entsteht. Das Prüfgut muss sofort nach der Entnahme in dampfdichte Behältnisse verpackt werden.

Die Probe wird gewogen und anschließend in einem Trockenschrank so lange getrocknet, bis ihr Gewicht konstant bleibt. Die richtigen Trockentemperaturen sind dabei unbedingt einzuhalten, um nicht chemisch gebundenes Wasser auszutreiben. Bei zementgebundenen mineralischen Untergründen ist eine Temperatur von 105 °C einzuhalten, bei Calciumsulfatestrichen eine Temperatur von 40 °C, um möglichst wenig kristallin gebundenes Wasser freizusetzen.

Die Differenz zwischen der Masse der feuchten und der getrockneten Probe ist kennzeichnend für die ausgetriebene Wassermasse. Dividiert man diese durch die getrocknete Probe, erhält man den Feuchtegehalt, der in der Regel in Masse-% angegeben wird.

Die Darrprüfung setzt eine Laborausrüstung voraus. Sie ist deshalb keine handwerksübliche Prüfung und braucht von keinem Handwerker durchgeführt zu werden. Sachverständige oder dafür autorisierte Einrichtungen führen Darrprüfungen aus. Die Darrprüfung ist die genaueste aller Feuchteprüfungen. Diese Prüfung kommt vor allem bei Schiedsfällen, bei Streitigkeiten und bei Unklarheiten sowie wenn besonders genaue Ergebnisse gewünscht werden, zum Einsatz.


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