Abb. 4: Der Balken am Flachdachanbau ist durch Wasser, Holz zerstörende Pilze, Schimmelpilze und Ameisen geschädigt

Christine Ehm


Entomologische Bauforensik

Erkennen und Vermeiden von Bauschäden durch Bestimmung von Insekten


Entomologie ist die Lehre von Insekten [1]. Insektenbefälle können zur Bauforensik genutzt werden.

Mit Holz- und Hausschädlingen müssen sich Bausachverständige immer wieder beschäftigen. Oder vielleicht auch viel zu wenig. Denn in vielen Fällen wird einfach der »Kammerjäger« gerufen und mit (hochtoxischen!) Bekämpfungsmitteln den Tieren der Garaus gemacht. Aber ist das tatsächlich zielführend?

Was ist entomologische Bauforensik?

Dazu bedarf es erst einmal der Erläuterung der verschiedenen Begriffe.

Forensik: »Forensik ist ein Sammelbegriff für wissenschaftliche und technische Arbeitsgebiete, in denen kriminelle Handlungen systematisch untersucht werden. Der Begriff stammt vom lateinischen forensis ›zum Forum, Markt(platz) gehörig‹, da Gerichtsverfahren, Untersuchungen, Urteilsverkündungen sowie der Strafvollzug im antiken Rom öffentlich und meist auf dem Marktplatz (Forum) durchgeführt wurden.« [2]

Bauforensik bezieht sich vor allem auf die Untersuchungen an und um Gebäude und die anschließende Beurteilung – sozusagen die Urteilsverkündigung.

Entomologie ist die Lehre von Insekten.

Eine entomologische Bauforensik ist dementsprechend eine Bauforensik, die im Schwerpunkt einen Insektenbefall in die Untersuchungen und Beurteilungen eines möglichen Bauschadens mit einfließen lässt.


Vorgehensweise

Neben den üblichen bauphysikalischen Untersuchungsmethoden wie Raumklima, Materialfeuchtemessungen oder Oberflächentemperatur muss immer eine Begehung vor Ort stattfinden. Dabei muss ein geschultes Auge abschätzen können, ob ein vorliegender Insektenbefall möglicherweise eine Quelle / Ursache im Außenbereich hat oder ob z.B. am Gebäude ein sichtbarerer Schaden vorliegt, der ursächlich für den Insektenbefall sein könnte (aber nicht unbedingt sein muss!).

Unabdingbar ist die genaue Bestimmung des Insekts. Dabei reicht es in aller Regel nicht, sagen zu können, ob es sich um einen Käfer oder eine Ameise handelt. Die Bestimmung von Insekten erfordert Fachkenntnis, Erfahrung und entsprechende Ausstattung. Denn schon winzige Körperbehaarungen, Flügeladerungen und Fühlerstellungen können den Unterschied zwischen »Zeigerorganismus« für einen Bauschaden oder »einfach nur von draußen reingeflogen« sein. Bei der Ausstattung sollten entsprechende Bestimmungsbücher (Bilderbücher reichen nicht!), ein Auflichtmikroskop mit Kamera und Messprogramm etc. vorhanden sein.

Um die Tiere einwandfrei bestimmen zu können, müssen diese natürlich schadensfrei und konserviert vorliegen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass bestimmte Merkmale nicht mehr vorhanden sind bzw. gesehen werden können oder die Tiere schon zersetzt werden. Natürlich sollten immer mehrere Tiere zur Bestimmung gesammelt werden – falls diese an unterschiedlichen Orten auftreten, dann auch von diesen unterschiedlichen Orten. Es kann nämlich durchaus vorkommen, dass es mehrere Insektenbefälle und damit möglicherweise mehrere Ursachen gibt.

Bei der entomologischen Bauforensik stehen die Schädlinge im Fokus. Durch die genaue Bestimmung der Tiere werden deren Lebensbedürfnisse aufgedeckt und dadurch ist es möglich, auf die Ursache zu schließen. Auch bis dahin noch völlig unentdeckte Bauschäden können aufgedeckt werden.


Vorteile

Schädlinge können häufig ein Indiz für Bauschäden sein. Eine reine Bekämpfung der Tiere beseitigt diese aber nur kurzfristig. Die Ursache wird bei dieser Bekämpfungsmethode nicht in die Beurteilung mit einbezogen. Das hat zur Folge, dass es immer wieder zu erneuten Befällen mit Insekten kommen kann. Natürlich besteht auch die Gefahr von Folgeschäden am Gebäude durch den ursprünglichen Schaden. Nur wenige Insektenarten verursachen Schäden an Gebäuden, ohne dass es bereits eine Vorschädigung, z.B. durch Wasser, gegeben hat.

Eine Ursachenbekämpfung hat den Vorteil, dass ein Wiederbefall nach kurzer Zeit unwahrscheinlich ist, weitere Schäden behoben werden und Folgeschäden an der Bausubstanz, durch hohe Sporenanzahl und Pestizidbelastung verhindert werden.


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