Abb. 3: Mögliche Folgeerscheinung aus Abb. 2 ist ein Riss im Estrich mit gleichzeitigem Absenken des Fliesenbelags im Wandanschluss (Quelle: PCI Augsburg GmbH)

Ingo Grollmisch


Über den Einfluss von Belagsfugen auf das Spannungs- und Verformungsverhalten von Fliesenbelägen auf Zementestrichen auf Dämmung


Der nachfolgende Fachbericht beschreibt rechnerisch das sich einstellende Spannungs- und Verformungsverhalten von Fliesenbelägen auf Zementestrichen auf Dämmung anhand verschiedener Modellüberlegungen. Zum Teil werden die in der Baupraxis vorherrschenden Überzeugungen bestätigt, teilweise aber auch widerlegt. Dass niemand den Einfluss des theoretischen Hintergrunds auf die Ausführung der Arbeiten vernachlässigen sollte, beschreibt schon die Definition der »Anerkannten Regeln der Technik«, die den DIN-Normen übergeordnet sind [7]. Eine anerkannte Regel der Technik (= bewährte Baukunst) liegt vor, wenn die Regel theoretisch richtig ist und wenn sie sich in der Praxis bewährt hat. Sie muss von der großen Menge der für die Anwendung der Regel in Betracht kommenden Techniker (Baufachleute) anerkannt und mit Erfolg praktiziert worden sein.

Der Begriff »Spannungsabbau« ist unter Fliesenfachleuten eine bekannte Vokabel. Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Wenn Fliesenfachleute fachsimpeln, tritt der Begriff »Schwinden« von Untergründen, sei es Beton oder vor allem Zementestrich nahezu inflationär auf. Es ist bekannt, dass sich alle Untergründe, die Zement enthalten, während der Erhärtungsphase mehr oder weniger verkürzen, eben »schwinden«. Es wird gefachsimpelt über die Zusammensetzung des Baustoffs, aber vor allem über den Feuchtegehalt der Zementestriche bei der Verlegung von Fliesen.

Höhere Feuchte bedeutet, dass der Baustoff noch trocknet oder weiter hydratisiert, was wiederum eine Bauteilverkürzung nach sich zieht. Da Fliesen starr, gebrannt und trocken sind, schwinden sie nicht. Man bringt bei der Verlegung von Fliesen also eine harte, sich nicht verkürzende Schale auf einen sich noch verkürzenden Untergrund auf.

Spannungen sind die Folge, die beim Überschreiten zum Abscheren von Fliesen oder Hohllagen und /oder zusätzlich zu Verformungen von Estrichen auf Dämmungen führen können (Abb. 2). Um das Risiko von Schwindschäden zu verringern, werden in den entsprechenden Normen und Merkblättern Vorgaben zur Belegereife der schwindenden Untergründe gemacht. So sollen Betone nach DIN 18157-1 »Ausführung von Bekleidungen und Belägen im Dünnbettverfahren – Teil 1: Zementhaltige Mörtel, Ausgabe April 2017« etwa sechs Monate und Zementestriche auf Trennlage oder Dämmung mindestens 28 Tage alt sein und Zementestriche zusätzlich einen maximalen Feuchtegehalt von 2,0–2,5%, gemessen mit dem CM-Gerät, aufweisen.

Im Zuge immer schnelleren Baufortschritts sind diese Vorgaben häufig schwer einhaltbar. Praktikable Lösungen sind besonders flexible Fliesenkleber und /oder »Entkoppelungsmatten«. Es gibt auch Hersteller von Fliesenverlegemörteln, die höhere mögliche Feuchtegehalte als Sonderlösung zusichern.

Ein Thema ist aber noch nicht analytisch nachvollzogen bzw. veröffentlicht worden, obwohl mit »Praxisgefühl« irgendwie mit Überzeugung vorgetragen, nämlich ein möglicher Spannungs- und Verformungsabbau durch Fugen.


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