BauSV 2/2024


Bauschäden

Fehlstelle nach dem Entfernen des zerbrochenen Altestrichs
Abb. 2: Fehlstelle nach dem Entfernen des zerbrochenen Altestrichs

Wolfram Steinhäuser


Ausbrüche, Fehlstellen und Risse in Estrichen und Betonböden instand setzen


Ausbrüche in Estrichen, besonders in Altestrichen, entstehen immer dann, wenn durch hohe Verkehrslasten in Form von Einzellasten eine Estrichplatte auf einer weichen Unterlage durchgestanzt wird und die Druck- und Scherkräfte aus dieser Belastung die Materialfestigkeit erreichen bzw. übersteigen. Estriche zerfallen in diesen Bereichen in meist kleine Schollen oder lösen sich im Extremfall sogar krümelig in ihre Bestandteile auf.

Dieser Problematik müssen sich in der Baupraxis Boden- und Parkettleger sowie Estrichleger immer wieder stellen. Die Architekten und Bauleiter beschäftigen sich mit diesem Thema so gut wie gar nicht, sie überlassen die Lösung dieser nicht ganz so einfachen Aufgabe dem Verarbeiter und sind letztendlich froh, wenn sie sich damit nicht auseinandersetzen müssen und alle Probleme vom Verarbeiter allein gelöst werden. Bei Schadensfällen wird dieses Thema aber sehr kontrovers diskutiert.


Ausbrüche und Fehlstellen

Zu geringe Estrichfestigkeiten können material- oder herstellungsbedingt sein oder beispielsweise bei nicht dauerfeuchtebeständigen Estrichen durch Wasser verursacht werden. Eingebrochene Bereiche müssen ausgebaut und die dadurch entstandenen Fehlstellen fachgerecht und ausreichend tragfähig geschlossen werden (s. Abb. 2, 6, 15).

Beim Ausbau dieser Bereiche wird folgende Herangehensweise vorgeschlagen: Mit einer Trennscheibe werden rechtwinklige Schnitte im »gesunden« Estrich um diesen Bereich herum bis zur Oberkante der Dämmung bzw. zum darunter befindlichem Untergrund ausgeführt und dieser kritische Bereich restlos entfernt. In der Regel kann die unter dem Estrich liegende Dämmung erhalten bleiben. Ist sie jedoch stark beschädigt, muss die alte Dämmung durch eine neue Dämmung gleicher Dicke ersetzt werden. Sind alle beschädigten Teilflächen ausgebaut, kann mit dem Schließen der Fehlstellen begonnen werden.

Fehlstellen im Altestrich entstehen auch, wenn beispielsweise in der Sanierung Zwischenwände entfernt werden, die ja in der Regel bis Oberkante Betondecke beseitigt werden (s. Abb. 1). Weitere Fehlstellen treten immer dann auf, wenn in Altestriche, aber auch in neu eingebaute Estriche, Kanäle ausgeschnitten werden, in die die verschiedensten Ver- und Entsorgungsleitungen, wie beispielsweise Wasserleitungen, Heizungsrohre, Elektroleitungen, Steuerungskabel usw., verlegt werden (s. Abb. 4+5). Der Planer hat bei neuen Estrichen offensichtlich nicht richtig geplant oder der Bauherr hat neue Wünsche geäußert, die dann zu diesen Problemfällen führen.

Besonders problematisch ist bei dieser Vorgehensweise die geringe Einbauhöhe des einzubauenden Füllmaterials über der Oberkante der Ver- bzw. Entsorgungsleitungen bündig zu Oberkante Estrich. Häufig beträgt diese Höhendifferenz nur 10 bis 20 mm. Bei solchen Differenzen ist die Tragfähigkeit des Reparaturestrichs eingeschränkt. In der Regel bleibt dem Verarbeiter nichts weiter übrig, als hier Bedenken anzumelden.

Fehlstellen treten auch in den Randbereichen bei allen aufgehenden und hindurchführenden Bauteilen auf, wenn die Randdämmstreifen nicht fachgerecht eingebaut sind und beispielsweise nicht unmittelbar fest anliegen (s. Abb. 7). Dann muss hier nachgearbeitet werden und das bedeutet nicht selten, dass die Fehlstellen zwischen Estrich und Randdämmstreifen ausgefüllt werden müssen. Zum Schließen der Fehlstellen werden in der Regel die nachfolgend erläuterten Vorgehensweisen angewendet.


Zementestriche

Die Fehlstellen im Zementestrich werden in der Regel aus Zeitgründen mit Schnellestrichen geschlossen. Die Schnellestriche sind meistens bereits nach ein oder zwei Tagen belegereif. Eine sichere Anbindung des neu einzubauenden Schnellestrichs an den vorhandenen Zementestrich wird durch lösemittelfreie Epoxidharze erreicht. Das Epoxidharz wird dabei satt an den Flanken des Altestrichs aufgetragen und der Schnellestrich unmittelbar danach »nass in nass« eingebaut. Der frische Schnellestrichmörtel wird direkt an das frisch-klebrige Epoxidharz angearbeitet. Der frische Schnellestrichmörtel muss fachgerecht verdichtet werden.


Calciumsulfatestriche

Calciumsulfatestriche bzw. Calciumsulfatfließestriche sind bekanntlich feuchtigkeitsempfindlich. Die Fehlstellen können deshalb nicht nach dem »Nass-in-nass-Prinzip« ausgefüllt werden. Hier hat sich folgende Vorgehensweise bewährt: Randdämmstreifen ab 5 mm Dicke werden an den Altestrichflanken aufgestellt. Dadurch wird der direkte Kontakt zwischen dem Calciumsulfatestrich bzw. Calciumsulfatfließestrich und der Feuchtigkeit des neu eingebauten Schnellestrichs verhindert. Anschließend wird der frische Schnellestrichmörtel in die Fehlstellen eingebaut, unmittelbar gegen die Randdämmstreifen und bündig mit Oberkante Altestrich.

Auch hier muss der Schnellestrichmörtel gut verdichtet werden. Nach dem Erhärten des Schnellestrichmörtels – das ist in der Regel nach ein bis zwei Tagen der Fall – sind die Randdämmstreifen zu entfernen. Die so entstandenen Fugen zwischen dem Altestrich und dem Schnellestrich sind mit geeigneten Reaktionsharzen zu verfüllen. Altestrich und Schnellestrich werden so kraftschlüssig miteinander verbunden.


Gussasphaltestriche

Die Schichtdicken bei Gussasphaltestrichen liegen meist zwischen 10 und 30 mm. Schon allein aus diesem Grund kann man Fehlstellen in Gussasphaltestrichen nicht mit mineralischem Schnellestrich sanieren. Dafür bieten sich Epoxidharzmörtel an, die über eine Reihe von Vorteilen verfügen.


Epoxidharzmörtel – ideal zum Schließen von Fehlstellen

Keine Frage, mineralische Schnellestrichmörtel sind etwas kostengünstiger als Epoxidharzmörtel. Epoxidharzmörtel haben aber eine Reihe von Vorteilen: Sie lassen sich leicht herstellen und sehr gut glätten. Sie sind sehr variabel und lassen sich nahezu überall einsetzen. Sie erreichen in der Regel bereits einen Tag nach dem Einbau sehr hohe Festigkeiten und Tragfähigkeiten.

Diese Vorteile sind besonders wichtig, wenn die noch zur Verfügung stehenden Einbauhöhen über Ver- und Entsorgungsleitungen nur ein bis zwei Zentimeter betragen. In solchen Fällen haben sich Epoxidharzmörtel in der Baupraxis ausgezeichnet bewährt. Man kann mit diesem Mörtel also nicht nur Gussasphaltestriche sanieren, Epoxidharzmörtel eignet sich auch hervorragend zum Schließen von Fehlstellen in Zement-, Calciumsulfat-, Calciumsulfatfließ-, Magnesia-, Steinholz- und Kunstharzestrichen sowie für Fehlstellen zwischen Estrich und Randdämmstreifen und Betonuntergründen.


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