DER BAUSV 4/2019

REM-Aufnahme des faserigen Minerals Tremolit
Abb. 1: REM-Aufnahme des faserigen Minerals Tremolit (Göscheneralp in der Schweiz)

Jürgen Göske, Herbert Pöllmann, Werner Kachler


Asbestminerale und der analytische Nachweis

»Analysis AS-BEST as possible!«


Der Begriff Fasern

Nach Schnegelsberg [1] ist eine Faser ein lineares, elementares Gebilde, das aus einem Faserstoff besteht und eine äußere Faserform hat (Längsform: schlicht, kraus; Querschnittsform: rund, eckig etc.). Die Faser kann dabei endlos oder längenbegrenzt sein und ist ein im Verhältnis zu ihrer Länge dünnes, flexibles Gebilde. Der »technische« Bereich definiert im Allgemeinen die Faser als einen Körper, dessen Verhältnis von Länge zu Durchmesser zwischen mindestens 3:1 und 10:1 liegt.

Unser Alltag ist geprägt von den verschiedensten Faserarten: So findet man z.B. tierische (u.a. Tierhaare) und pflanzliche (u.a. Baumwolle) Naturfasern in der Bekleidung und in der Bettwäsche, künstliche / industrielle Kunstfasern sind ebenfalls systembedingt in Outdoor-Bekleidungen (Fleece) und sehr bedeutend in künstlichen Baustoffen wie PVC-Dachfolien als Stabilisierung oder in anderen Kunststoffen zur Festigkeitssteigerung enthalten. Natürliche (d.h. von der Natur geschaffene, nach Regeln gebildete/kristallisierte) Fasern wie u.a. Asbest findet man noch in äußerst vielen existierenden Bauprodukten.

Ein umfassender (Rück-)Blick in die Geschichte der Fasern sowie eine Zusammenstellung der wichtigsten Faserarten ist in der Sonderausgabe Fasern [2] enthalten.

Der Begriff Asbest

Eine umfassende Erklärung des Begriffs Asbest ist in der Asbest-Fibel [3] dokumentiert: »In Technik und Wirtschaft versteht man unter Asbest die faserig kristallisierten Varietäten von fünf bestimmten natürlichen Silikaten, wobei […] ihre Faserlänge nicht ausschlaggebend ist. […] Neben dem Faserzustand sind die Elastizität bzw. Biegsamkeit und die Festigkeit der Fasern das wesentliche Merkmal der technisch verwendbaren Asbeste, da diese Eigenschaften die Aufbereitbarkeit und Verarbeitbarkeit bedingen. Anwendungstechnisch sind die Asbeste durch ihre Beständigkeit gegen Wärme und teilweise gegen chemische Einflüsse, meistens in Verbindung mit ihrer festigkeitsverstärkenden Wirkung, charakterisiert. […]«

Ein geschlossener Überblick und eine bis heute umfassende Dokumentation der Mineralogie des Asbests (jetzt sechs verschiedene faserige Formvarietäten) sind im Asbest-Handbuch [4] zu lesen: »Asbeste sind natürliche, mineralische Rohstoffe, die bereits vor ca. 4000 Jahren aufgrund ihrer herausragenden Eigenschaften z. B. für feuerfeste Lampendochte, Totenhemden und bruchsichere Keramiken genutzt wurden. Der Name Asbest wurde von dem griechischen Wort ›asbestos‹ abgeleitet und bedeutet so viel wie unvergänglich oder unauslöslich, denn Gegenstände aus asbesthaltigen Materialien wurden selbst vom Feuer nicht zerstört. Erst im 20. Jahrhundert führten die einzigartigen Materialeigenschaften der Asbestfasern zu einer Flut verschiedenster technischer Anwendungen.

Aus mineralogischer Sicht sind unter der Handelsbezeichnung Asbest 6 verschiedene faserige Formvarietäten von Mineralen zusammengefaßt. Es sind dies Chrysotil, Aktinolith, Tremolit, Amosit, Krokydolith und Anthophyllit. Mit der Ausnahme von Chrysotil treten die zugrundeliegenden Minerale im allgemeinen nicht faserförmig auf, sondern haben meist prismatische bis stengelige Aggregatformen ausgebildet. Nach mineralogischen und geochemischen Gesichtspunkten werden zwei Hauptgruppen, die Serpentin- und Amphibol-Asbeste unterschieden.«

Serpentinasbest hat im technischen Einsatz als Chrysotil (Weißasbest) den mengenmäßig größten Anteil. Er ist geschmeidig, die Fasern sind weich und biegsam und eignen sich gut zur Verarbeitung zu textilen Materialien (Hitzeschutzgewebe, Filter, Dichtungen) und zur Herstellung faserverstärkter Kunststoffmaterialien und Asbestzement.

Amphibolasbeste sind eher spröde, lassen sich mahlen und zerreiben und sind nicht zur Verarbeitung zu textilen Materialien geeignet.

Krokydolyth (Blauasbest) wurde vor allem als Spritzasbest verwendet.

Amosit (Braunasbest) ist der dritte, technisch wichtige Asbesttyp. Er fand, wie auch der Blauasbest, in Form von Asbestwolle als Isolierungsmaterial in Labor und Technik Verwendung.


Den ganzen Beitrag können Sie in der August-Ausgabe von »Der Bausachverständige« lesen.
Informationen zur Einzelheft- und Abo-Bestellung

Diesen Beitrag finden Sie auch zum Download im Heftarchiv.

 

NEWSLETTER

Der BauSV-Newsletter bietet Ihnen alle zwei Monate kostenlos aktuelle und kompetente Informationen aus der Bausachverständigenbranche.

zur Newsletter-Anmeldung

Zurück zum Seitenanfang