BauSV 5/2022


Bauschäden

Ungeahnte Nebenwirkungen
Abb. 2: Tauwasserschaden am Dachrand eines Hallenbadneubaus, noch vor der Inbetriebnahme

Thomas Runzheimer


Ungeahnte Nebenwirkungen

Schäden an Holzträgern durch Unterdruckhaltung – eine aufwendige Sanierung


Stalagmiten und Stalaktiten entstehen nicht nur in Höhlen, sondern sind auch kein unbekanntes Problem von Hallenbädern. Sie bilden sich in der kalten Jahreszeit durch Leckagen der luft- und dampfdichtenden Schichten, häufig an den Dach-Wand-Anschlüssen.


Warme und feuchte Schwimmhallenluft strömt an Undichtheiten in die Konstruktion ein und verursacht Tauwasserausfall. Bei sehr kalter Witterung führen die hohen Tauwassermengen zu den vorgezeigten Eisbildungen. Dieser nicht ganz ungefährliche Sachverhalt fordert das Hallenbadpersonal zusätzlich zur regulären Tätigkeit.

Das Aufstellen von wirksamen Absperrungen, um Personenschäden zu vermeiden, ist bei Freizeitbädern eine wenig populäre Maßnahme. Praktischerweise werden in den von Gäs­ten zugängigen Bereichen die Eiszapfen am Dachrand regelmäßig »von Hand« mit Stangen etc. abgeschlagen.

Aufgrund der hohen Raumtemperaturen in Schwimmhallen von häufig über 28 Grad liegen selbst bei komfortablen 50% relative Raumluftfeuchte bereits absolute Wasserdampfmengen von 14 g je Kubikmeter und mehr vor. Diese Klimabedingungen führen zu einer sehr langen Tauperiode bei Hallenbädern, da selbst im Sommer in den frühen Morgenstunden noch Tauwasserausfall auftreten kann.

Schwimmhallen weisen in der Regel eine lichte Raumhöhe von mindestens 5 m auf und sind unterkellert. Hierdurch wird auf die Dachkonstruktion permanent ein Überdruck von größer 5 Pa, typischerweise 8–10 Pa, ausgeübt. Durch diese Drucksituation wird der Luftvolumenstrom durch die Leckagen im Dachbereich erheblich verstärkt.

Bei allen sonstigen Gebäudenutzungen im Wohn- und Gewerbebereich führen Undichtheiten der Gebäudehülle zu einer Abnahme der Raumluftfeuchten. Wenig luftdichte Gebäude können faktisch keine erhöhten Raumluftfeuchten erhalten, die tatsächlich vorhandene Feuchtenlast begrenzt die Tauwassermenge in der Konstruktion.

Schwimmbäder funktionieren hierbei ganz anders. Feuchtelasten stehen aufgrund der Beckenwasserverdunstung nahezu unbegrenzt zur Verfügung. Dieser Sachverhalt sorgt an Leckagen der Luftdichtung für einen permanenten Tauwassernachschub. Schäden der Baukonstruktionen sind an Undichtheiten, insbesondere im Dachbereich, durch die hohe Feuchtebelastung unvermeidbar.

Kleine Leckagen der luft- und dampfdichtenden Ebene sind im Baualltag nicht hundertprozentig vermeidbar, auch können durch Alterung und mechanische Einwirkungen Undichtheiten entstehen.


Unterdruckhaltung vermeidet Tauwasserschäden

Um die Dachkonstruktionen und oberen Wandbereiche in Hallenbädern tauwasserfrei zu halten, hat sich die Unterdruckhaltung bewährt. Hierbei wird die vorhandene Lüftungstechnik disbalanciert betrieben, d.h. mit einem höheren Volumenstrom der Fortluft im Vergleich zur nachgeführten Frischluft.

Hierdurch entsteht ein Unterdruck auf der Gebäudehülle, welcher die Durchströmung von Leckagen mit warmer und feuchter Schwimmhallenluft vermeidet. Bei einem wirksamen Unterdruck von ca. 2 Pa im Dachbereich strömt an allen Leckagen kalte und trockenere Außenluft in die Schwimmhalle ein und die Konstruktionen bleiben tauwasserfrei.

Für den Betreiber von Hallenbädern bietet dieses Verfahren Sicherheit vor Bauschäden und lässt hohe Nutzungsdauern der Hüllflächenkonstruktionen erwarten. Der Energieverlust durch die verminderte Wärmerückgewinnung ist unter Anbetracht der möglicherweise entstehenden Schadensbeseitigungskosten vertretbar.

Unabdingbar ist bei dieser Betriebsweise eine vergleichsweise luftdichte Ausführung der Fenster- und Fassadenanschlüsse in der Badeebene. Bei 2 Pa Unterdruck im Dachbereich liegen bei z.B. 6 m Gebäudehöhe am Fußboden bereits 8 Pa Unterdruck an, je nach Dachform und Höhe auch deutlich mehr. Dies führt bei normaler Nutzung zu spürbaren Zugerscheinungen an sämtlichen Undichtheiten für die gering bekleideten Nutzer.


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