DER BAUSV 2/2019

Typ-II-Flachdach, Überdämmung abgenommen nach sechs Jahren Standzeit

Ingo Kern


Obsolet, aber spannend

Holzflachdächer, von denen man die Finger lassen sollte


Die vereinbarte oder nach dem Vertrag vorausgesetzte Funktion ist das Ziel des Vertrags, die vereinbarte Ausführungsart (nur) der Weg dorthin. Ist der Weg falsch, muss ein anderer eingeschlagen werden. In diesem Spannungsfeld erscheint es in der gegenwärtigen Zeit schwierig, das sog.
»selbstkompostierende Flachdach« frei von (Haftungs-)Risiken zu verwirklichen.

Holzflachdächer sind in Verbindung mit den steigenden Wärmeschutzanforderungen nicht mehr in denselben, vor wenigen Jahrzehnten noch bewährten Bauweisen möglich. Was unter anderen Rahmenbedingungen damals noch richtig war, ist es heute nicht mehr. Aufgrund der Schadensereignisse hat sich für unbelüftete Holzflachdächer mit Vollsparrendämmung gezeigt, dass sie weder grundsätzlich theoretisch richtig sind, noch eine grundsätzlich ausreichende Praxisbewährung aufweisen. Sie sind mit einer wachsenden Gruppe rebellierender Fachleute konfrontiert und erfüllen nicht die Anforderungen an anerkannte Regeln der Technik. Der Werkerfolg ist nicht in ausreichendem Maße sichergestellt. Daher hat sich der bissige geflügelte Begriff des »selbstkompostierenden Flachdachs« wider alle professionellen Erklärer als nicht widerlegbar erwiesen.

Feuchteadaptive Folien

Kann eine außenseitig diffusionsdichte Abdeckung durch eine innenseitige feuchtevariable Dampfbremse kompensiert werden? Diese Frage wurde in Heft 4 der baurechtlichen Themensammlung behandelt. Sie soll die Rücktrocknung im Sommer verbessern. Eine rasche Austrocknung größerer Feuchtigkeitsmengen sei nicht gewährleistet, außerdem finde diese nur in der warmen Jahreszeit statt. Auch sei nicht ausreichend geklärt, bei welchen Stoffen die Variabilität der Diffusionswiderstände über lange Jahre anhalte.

In Räumen, in denen im Winter mit hohen Raumluftfeuchten zu rechnen sei, z. B. (anfangs) durch Baufeuchte oder (dauerhaft) nutzungsbedingt, könnten feuchtevariable Membranen das Gegenteil bewirken. Sie können im Gebäudebestand eine Situation verbessern, sollten aber nicht Grundlage einer Planung werden.

Pro clima, ein namhafter Hersteller von feuchtevariablen Dampfbremsen, erklärt in seiner Wissensdatenbank, dass Feuchte auf vielfältige Weise in die Konstruktion eindringen kann und Feuchtebelastungen mithin nicht völlig ausgeschlossen werden können. Weiter klärt der Hersteller auf, dass per Konvektion über eine 1 mm breite Fuge in der Dampfbremse 800 g/24h (5.600 g/Woche) Feuchtigkeit pro Meter Fugenlänge in die Konstruktion einströmt. Das entspreche bei Windstärke 2–3 einer Verschlechterung um den Faktor 1.600 im Vergleich zur Diffusion. Gleichzeitig entwickelt die variable Folie bei einem sd-Wert von unter 0,25 m im Sommer ein Rücktrocknungspotenzial von 560 g/Woche. Die Rücktrocknungsfähigkeit pro Quadratmeter Fläche steht unter Idealbedingungen dem möglichen Zehnfachen an Feuchteeintrag pro einem Meter Fuge gegenüber. Die Funktionsfähigkeit steht in keinem ausgewogenen Verhältnis zu Luftleckagen und Folienfähigkeit.

Den ganzen Beitrag können Sie in der April-Ausgabe von »Der Bausachverständige« lesen.
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