BauSV 2/2023


Bauschäden

Nachträgliche Ertüchtigung einer ehemaligen Schwarzen Wanne
Abb. 3: Betonschadensstelle an einer Bauwerksfuge mit korrodierter Bewehrung

Gerhard Klingelhöfer


Nachträgliche Ertüchtigung einer ehemaligen Schwarzen Wanne

Ein Praxisbericht über die Sanierung der Sanierung einer hochwertig genutzten Schwarzen Wanne aus Sicht des sachverständigen Beraters der kommunalen Bauherrin


1. Allgemeines zum Objekt und zu nachträglichen Abdichtungen von erdberührten Bauteilen

1.1 Objektbeschreibung und Ausgangssituation

Bei dem betroffenen Objekt aus den späten 1960er-Jahren handelt es sich um einen unterkellerten größeren Schulkomplex mit mehreren Massivbaukörpern als Quarree-Grundriss mit Innenhöfen. Die erdberührten Untergeschosse sind etwa halbhoch bis geschosshoch angefüllt und stehen etwa 1 bis 1,2 m dauerhaft im Grundwasser des bindigen Baugrunds, sodass der Bemessungswasserstand ca. 50 bis 60 cm über Oberkante Rohfußboden der Untergeschosse liegt.

Die erdberührten Außenbauteile der aneinander gebauten Untergeschoss-Baukörper bestehen aus ca. 50 cm dicken Betonbodenplatten und ca. 30 cm dicken Außenwänden mit einer außenseitigen Bitumenabdichtung, die vor ca. vierzig Jahren auf einer Sauberkeitsschicht und einem Vorlagemauerwerk als bituminöse Schwarze Wanne zur Abdichtung gegen drückendes Wasser erstellt worden war, bevor man dagegen die o.g. Außenbauteile betoniert hat.

Die Räumlichkeiten in den Untergeschossen werden als Flure, Treppenhäuser, Unterrichts-, Büro- und Lagerräume hochwertig genutzt und zeigten zu Beratungsbeginn bereichsweise besondere Feuchtigkeitsschäden. Aufgrund der jeweiligen Bauteilgrößen und verschiedener, aneinander gebauter Bauabschnitte gibt es durchgehende Bauwerksfugen, die in den Fluren sichtbar waren.

Im Rahmen von energetischen Sanierungsmaßnahmen an den luftseitigen Bauteilen der Schulgebäude wurden die erdberührten Sockelbereiche freigelegt, weil hier eine zusätzliche Sockelwärmedämmung eingebaut werden sollte. Bei diesen Freilegungen wurde das Backsteinmauerwerk der Vorlagewand für die Schwarze Wanne und der dauerhafte Wasserstand am Untergeschoss festgestellt.

Allgemeine Zweifel der örtlichen Bauleitung an der Altabdichtung der Untergeschosse führten zu partiellen Bauteilöffnungen an dem Vorlagemauerwerk und offenbarten erhebliche Schadensbilder an der gealterten und versprödeten Bitumenabdichtung der ehemaligen Schwarzen Wanne. Zur weiteren Untersuchung wurde mit einzelnen Brunnen eine temporäre Grundwasserabsenkung für die Freilegung der Untergeschosse vorgenommen.

Daraufhin wurde der Verfasser als beratender Sachverständiger von der örtlichen Bauleitung der kommunalen Auftraggeberin zur örtlichen Untersuchung und Sanierungsberatung zugezogen. Nach erstem Anschein hatte man ehemals beim Neubau lediglich eine Abdichtung aus mehrschichtigen, bituminösen Heißaufstrichen erstellt, die keine Einlagen und keine Flexibilisierungen enthielten und mittlerweile durch Alterung und sonstige Einwirkungen bereichsweise rissig, versprödet, »verglast« und undicht geworden waren.

Bereits aus damaliger Sicht war diese Abdichtungsausführung gegen drückendes Wasser grundsätzlich nicht regelkonform, was aber über die jahrzehntelange Standzeit noch nicht negativ aufgefallen war.

Die wenigen noch vorhandenen Bauunterlagen aus der Entstehungszeit zeigten, dass hier eine bituminöse Schwarze Wanne vorgesehen war, in die das Ortbetonbauwerk als Untergeschoss hinein betoniert wurde. In den 1960er-Jahren hat man hier noch keine »wasserundurchlässigen Betonbauwerke« im Hochbau als erdberührte Untergeschosse ausgeführt, sodass eine Abdichtung gegen drückendes Wasser und gegen Bodenfeuchte hier erforderlich war und auch zukünftig wiederhergestellt werden sollte.

Der Sachverständige sollte nun Sanierungsvorschläge für diese geschädigte Schwarze Wanne erstellen, die eine weiterführende hochwertige Nutzung der Untergeschosse sichern sollte und als dauerhafte Abdichtung gegen drückendes Wasser an diesem Objekt eingesetzt werden konnte.


1.2 Untersuchungen und Sanierungsplanung

Für derartige Sanierungsaufgaben im Gebäudebestand sind immer umfangreiche Untersuchungen zum tatsächlichen Zustand der zur Sanierung anstehenden Bauteile erforderlich, wie auch im WTA-Merkblatt 4.6 [1] angegeben ist. Die ersten Bauteilöffnungen bestätigten hier den erheblichen Schadensgrad der Altabdichtung in der Fläche, sodass im vorliegenden Fall alle erdberührten Wände bis zur Bodenplattensohle freigelegt werden mussten.

Dabei war die erste Überlegung, das ehemalige Vorlagemauerwerk möglichst so schonend zu entfernen, dass am unteren Bereich der Bodenplattenstirnseite ein ausreichend breiter, intakter Übergangsbereich der alten Bitumenabdichtung verbleibt, auf den man dann mit einer neuen Polymerbitumen-Bahnenabdichtung hätte anschließen können, um die Schwarze Wanne in den zugänglichen Vertikalbereichen relativ einfach durch Erneuerung zu sanieren.

Diese Sanierungsüberlegung musste nach den ersten örtlichen Praxiserfahrungen der Baustelle verworfen werden, weil beim Rückbau des Vorlagemauerwerks keine flächigen, intakten Übergangsbereiche der versprödeten Altabdichtung zurückblieben, sodass sich auch keine Anschlussmöglichkeiten für eine neue bituminöse Wandabdichtung ergaben.


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