BauSV 6/2022


Bautechnik

Gegen Flutwasser widerstandsfähige Gebäudekonstruktionen
Abb. 1: Hochwassergefahrenkarte HQ extrem mit Überflutungsbereichen (© Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie)

Bernhard Fischer


Gegen Flutwasser widerstandsfähige Gebäudekonstruktionen

Folgen des Klimawandels sind die neuen bautechnischen Herausforderungen


1 Einleitung

War es noch vor Jahren der Ruf eines kleinen Kreises von Wissenschaftlern, die auf einen sich nicht linear verändernden Klimawandel hinwies, so zählt die Klimaveränderung fast täglich mit neuen Extremmarken zu den abendlichen Nachrichten. Schon bald wurde das mäßige Interesse als Zaungast an den Klimawandelfolgen ferner Länder durch die eigene Betroffenheit abgelöst. In den Hitze- und Trockenjahren 2018/19 stieg die zu ertragende Hitze häufig über die 30°-Marke und trug zu Hitzetagen bei, die auch von Tropennächten begleitet wurden.

Einzelne Gemeinden untersagten die Nutzung des städtischen Wassers zur privaten Grünflächenbewässerung – als gäbe es eine »Wasserkonkurrenz«! Abstrakt hingegen blieb die Zahl der gemeldeten zigtausend »Hitzetoten« dieser Jahre, die rasch die Anzahl der jährlichen Verkehrstoten überschritt – nur nicht so medienpräsent.

Nach dem Erleben von Hitzeperioden hat alle die Flutkatastrophe im Ahrtal überrascht, waren doch diese Bilder Südostasien und anderen Regionen vorbehalten. Es setzt sich ein Szenario zusammen, welches dem Klimawandel direkten Einfluss auf unsere gesellschaftlichen Handlungsfelder zuschreibt – die nunmehr zu beachtenden Klimawandelfolgen.

Doch ist dies auch für das Bauwesen von Belang? Ist es nicht seine Aufgabe, Gebäude und bauliche Infrastrukturen zu schaffen, die den bewährten und eingeführten anerkannten Regeln der Technik folgen? Seit Jahrzehnten haben sich Generationen von Ingenieuren gerade auf diese Technischen Regelwerke mit Normen und Zahlenvorgaben zur Ermittlung von Belastungsfällen bei Planung und Konstruktion von Bauwerken verlassen dürfen.

Werden nunmehr durch die Klimawandelfolgen diese verlässlichen Grundlagen einem Paradigmenwechsel unterworfen? Werden zunehmend ingenieurmäßiges Denken und mutige, innovative Bauweisen gefordert? Der Klimawandel nimmt entscheidenden Einfluss auf das Bauwesen. Bisher nicht im Fokus stehende »Lastfälle« an Gebäudehüllen und Gründungen gewinnen, neben Fragen zur Standortwahl, zunehmend an Bedeutung.

Am Beispiel wachsender Gefährdung von Gebäuden durch Flutwasser wird aufgezeigt, dass mit bautechnischen Lösungen Klimawandelfolgen begegnet werden muss, damit sich mittelfristig daraus neue Baustandards entwickeln können.


2 Klimawandel prägt das Bauwesen

Unser Planet Erde wird in seiner jahrmillionenalten Geschichte durch Wechsel von Warm- und Kaltzeiten, also durch Klimawandelperioden, geprägt – ein »natürlicher« Vorgang. Wenn mit Bezug auf die vielzitierten »vorindustriellen Durchschnittstemperaturen« (1880 – 1920) die Entwicklung des Weltklimas betrachtet wird, hat dabei eine einzigartige rasante Veränderung in der Neuzeit Einzug gehalten.

Die Berichte des Weltklimarates (IPCC) weisen mahnend darauf hin und zeigen sogar einsetzende »Kipppunkte« auf. Die Auswirkungen betreffen die in einer Studie des Bundes aufgeführten 16 Handlungsfelder der gesellschaftlichen Umwelt, bei denen eine unterschiedlich starke Betroffenheit festgestellt wurde.

Warum beispielsweise ist das Handlungsfeld »Tourismus« und auch »Landwirtschaft« als resilient und kurz bis mittelfristig anpassungsfähig ausgewiesen? . Die Gründe für diese Gegensätze gilt es zu finden.

Auf welche Herausforderungen muss das Bauwesen zukünftig und teilweise bereits jetzt schon planerisch eingehen und wofür muss es Vorsorge tragen? Gebäude und Bauwerke werden mit einer Lebensdauer von 80, ja bis zu 100 Jahren errichtet. Zeugnisse jahrhundertealter historischer Gebäude sind Beispiele für eine bewährte Baumeisterkunst.

Wenden wir uns den Gebäuden, beginnend in den 1960er-Jahren, zu. Sind die klimatischen Anforderungen mit ihren sich rasant verändernden und stärkeren Klimafolgewirkungen mit Bezug auf nachhaltige und langlebige Bauweisen dabei berücksichtigt worden? In den Errichtungszeiten vor den Kenntnissen über Klimawandelfolgen sicherlich nicht.

Bereits eingetretene und insbesondere die sich verstärkenden Klimawandelfolgen der nahen Zukunft geben die Experten des Deutschen Wetterdienstes und die der zahlreichen Institute zur Klimaforschung relativ exakt vor. Als Folge müsste sich nun das Bauwesen auf zu erwartende veränderte Lastannahmen einstellen und diese bei Planung und Konstruktion berücksichtigen.


3    Klimawandelfolgen sind die neuen »Lastfälle« für Gebäude und bauliche Infrastruktur

Dabei sind die Klimawandelfolgen in ihren drei Clustern wohlbekannt.

  • Bei den »nassen Klimawandelfolgen« sind es die Extreme von Starkregen, Hochwasser und Hagel, die vornehmlich die Gebäudehülle beaufschlagen.
  • von den »trockenen Klimawandelfolgen« wie Dürre / Trockenheit und Hitze, die sowohl Baumaterialien als auch Grünflächen beanspruchen.
  • Die »Luft und Lebensraum beeinflussende Klimawandelfolgen« beinhalten Stürme / Tornados und die dramatische Abnahme der Biodiversität, die »stille« Gefahr hoher Feinstaubkonzentrationen sowie bautechnische Möglichkeiten zur CO2-Senke.
  • Um die Themen der Klimawandelfolgen zu komplettieren, sei das Sonderhandlungsfeld der »energetischen Versorgung / Energiewende« erwähnt.


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