BauSV 2/2023


Baurecht


Carsten Nessler


Gefährliches Energiesparen

Gefahren, die mit der falschen Anwendung von Energiesparmaßnahmen verbunden sein können


Stehen die vorhandenen Energiereserven für Privathaushalte und Organisationen nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung, liegt der Gedanke nahe, den Verbrauch zu senken, um die Ressourcen zu schonen … und den eigenen Geldbeutel.

Nicht nur Otto Normalverbraucher kommt in der Energiekrise auf die Idee, die Heizung auszuschalten und die Warmwassertemperatur zu senken – seit September 2022 gibt es auch staatlich verordnete Maßnahmen, beispielsweise für öffentliche Arbeitsstätten oder private Schwimmbäder.

Gut gemeintes, aber falsch umgesetztes Energiesparen bringt Mieter und Eigentümer von Immobilien jedoch in unangenehme Situationen – im besten Fall sind sie ungesund und teuer, im schlimmsten Fall enden sie tödlich.


Bei nur 18 Grad Zimmertemperatur sitzt Armin fröstelnd am Schreibtisch seines Büros. Er ist eingemummelt in seine dickste Fleecejacke, eine Wolldecke hat er sich um die Beine gewickelt, weil die Kälte so langsam unangenehm von unten in die Beine kriecht. Denn sein Arbeitgeber hält sich penibel an die neue gesetzliche Vorschrift zur Senkung des Energieverbrauchs. Das Bürofenster lässt Armin geschlossen – das Außenthermometer zeigt nur zwei Grad Celsius. Es muss ja nicht noch kälter werden im Raum.

Um sich auch innerlich wärmen zu können, hat er sich seinen eigenen Teekocher von daheim mitgebracht und auf sein Sideboard gestellt. So lässt es sich doch halbwegs aushalten. Neuerdings riecht es allerdings komisch in seinem Büro, und Armin muss dauernd niesen. Was ihn wundert: Krank und erkältet fühlt er sich dabei nicht!


Schimmelbildung

Des Rätsels unangenehme Lösung findet Armin ein paar Tage später, als er sein Sideboard von der Wand wegschiebt, weil ein wichtiges Papier dahinter gefallen ist: Die komplette Rückseite des Möbelstücks ziert ein weißer Flaum und die Wand zeigt grau-grüne Flecken: Sein Büro ist samt Inventar von Schimmel befallen.

Wasser kochen, Atmen, Schwitzen – wir Menschen erzeugen Luftfeuchtigkeit. In Privathaushalten wird darüber hinaus beispielsweise noch Essen gekocht, geduscht und Wäsche getrocknet. Die Luft wird immer feuchter, bis Sie das Fenster öffnen und sie durch frische Luft ersetzen. Doch nicht nur das regelmäßige Lüften, sondern auch die Beheizung spielt eine Rolle, wenn sich in Räumen Schimmel bildet. Denn warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft.

Trifft die feucht-warme Luft vom dauertelefonierenden, Tee trinkenden Armin auf die kalte Oberfläche seiner Bürowand, so kühlt sie dort ab und kann ihre Feuchtigkeit nicht mehr bei sich behalten. Die Luftfeuchte kondensiert dann an der kalten Oberfläche aus. Wenn Sie schon mal ein Kaltgetränk in einer Glasflasche aus dem Kühlschrank geholt haben, kennen Sie diesen Effekt: Die Flasche beschlägt auf der Außenseite und wird feucht – teilweise so feucht, dass sich Tropfen daran bilden.

Die Luft gibt ihr Wasser (die Luftfeuchte) also an das Glas respektive an die Wand ab. Im Unterschied zur Flasche beginnt die Wand jedoch Schimmel zu bilden – und das bereits bei 70 bis 80% relativer Luftfeuchte.


Legionellenbildung

Wieder daheim träumt Armin von einer heißen Dusche. Dafür hat er das Heißwassersystem seines Hauses auf 45 Grad Celsius eingestellt – er will ja schließlich seinen Teil dazu beitragen, die Energiekrise in den Griff zu kriegen. Und um generell Wasser zu sparen, bleibt das Leitungswasser in seinem Wasserfilter jetzt so lange darin, bis es ausgetrunken ist. Früher hat er es täglich gewechselt …

Gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht – so auch im Falle Armins. Der Verzicht auf Lebensqualität zugunsten der Sparmaßnahmen ist weder löblich noch sinnvoll, denn er kann Armin frühzeitig ins Grab bringen: Die in allen Bundesländern meldepflichtige Legionärskrankheit, auch als Legionellose bekannt, löst grippeähnliche Symptome bis hin zu schwersten Lungenentzündungen aus.

Sie kann entstehen, wenn sich Legionellen, die namensgebenden Umweltkeime, die stets in unbedenklicher Zahl im Leitungswasser vorhanden sind, drastisch vermehren. Und das tun sie am liebsten bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 50 Grad Celsius. Deshalb soll kaltes Trinkwasser kalt bleiben – am besten sogar unter 20 Grad! Und warmes Trinkwasser soll warm bleiben – am besten bei 60 Grad!


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