BauSV 2/2023


Bautechnik

Die häufigsten Streitpunkte bei neu eingebauten Calciumsulfat-Fließestrichen
Abb. 1: Calciumsulfat-Fließestriche werden häufig in großen Flächen fugenlos eingebaut

Wolfram Steinhäuser


Die häufigsten Streitpunkte bei neu eingebauten Calciumsulfat-Fließestrichen


Calciumsulfat-Fließestrich ist ein sicherer, umweltverträglicher, gesundheitlich unbedenklicher und zwischenzeitlich auch ein sehr praxiserprobter Baustoff. Calciumsulfat-Fließestriche haben sich besonders im Innenbereich und hier speziell im Wohnungsneubau bewährt. Mit einem Marktanteil von 29,5% liegen deshalb die Calciumsulfat-Fließestriche auf Platz 2 hinter den konventionellen Baustellenzementestrichen mit einem Marktanteil von 39,2%. Jedes Jahr werden ca. 20 Mio. m2 Calciumsulfat-Fließestriche verlegt, in Ein- und Mehrfamilienhäusern, Bürogebäuden, Hochhäusern, Museen, Schulen, Kindergärten, Autohäusern, Flughäfen, Lagerhallen etc.  


Die Vorteile von Calciumsulfat-Fließestrichen

Unbestritten sind folgende Vorteile, die sich aus den chemisch-physikalischen Eigenschaften des Baustoffs ergeben:

Sie eignen sich für alle Estrichkonstruktionen, wie Verbund­estrich, Estrich auf Dämmschicht, Estrich auf Trennschicht, Heiz­estrich, Estrich auf Hohlboden, erfordern beim Einsatz entsprechender Verarbeitungstechnik aufgrund ihrer fließfähigen Konsistenz einen geringeren Arbeits- und Kraftaufwand als bei konventionellen Estrichen und ermöglichen dadurch hohe Verlegeleistungen von mehr als 1000 m2 pro Tag.

Durch den Einsatz von Werktrockenmörtel oder von Werkfrischmörtel können Verarbeitungsfehler weitestgehend ausgeschlossen werden.

Sie werden auf den Untergrund gepumpt, nivellieren sich dort weitestgehend selbst und werden mittels Schwabbelstangen entlüftet und geebnet, wodurch größere Unebenheiten so gut wie ausgeschlossen werden. Dies sind ideale Voraussetzungen für die Verlegung von großformatigen Fliesen und Platten. Außerdem wird so der Verbrauch an Spachtelmassen wesentlich minimiert.

Sie besitzen zudem eine hohe Raumbeständigkeit, das Schwind- und Quellverhalten ist mit weniger als 0,2 mm pro Meter vernachlässigbar, deshalb können auch große Flächen ohne Fugen und ohne nennenswerte Rissbildung hergestellt werden. Neben Bauwerksfugen müssen lediglich Randfugen und bei größeren Flächen oder Heizestrichen Bewegungsfugen angeordnet werden. Somit wird der Gestaltungsspielraum bei der Verlegung von starren Belägen, wie Fliesen und Naturstein, wesentlich größer.

Aufgrund der guten Formstabilität finden Aufschüsselungen und Randabsenkungen hier nicht statt. Dadurch entfallen Nacharbeiten und die Randfuge bleibt gleichmäßig dick.

Die Calciumsulfat-Fließestriche besitzen eine sehr hohe Frühfes­tigkeit und können deshalb sehr früh begangen und belastet werden, in der Regel ist ein Begehen nach ca. 24 Stunden und ein Belasten nach fünf Tagen möglich. Eine Teilbelastung ist nach zwei Tagen möglich, sodass nachfolgende Gewerke des Innenausbaus früh mit ihren Arbeiten beginnen bzw. fortfahren können.

Die hohe Biegezugfestigkeit und das homogene Gefüge wirken sich positiv auf die Estrichdicke aus. Diese kann gegenüber konventionellen Baustellenestrichen um bis zu 20% reduziert werden. Die dadurch »gewonnene Aufbauhöhe« kann in zusätzliche Wärme- und Trittschalldämmung investiert werden. Je dünner ein Estrich, umso schneller trocknet er und die Estrichfläche ist früher belegereif.

Außerdem sorgt die gute Fließfähigkeit für eine nahezu perfekte und hohlraumfreie Heizrohrumschließung bei Fußbodenheizungen und das dichte Gefüge für eine hohe Wärmeleitung. Sie eignen sich sehr gut für Fußbodenheizungen, die mit Geothermie oder Wärmepumpen mit niedrigen Vorlauftemperaturen betrieben werden. Aufgrund der niedrigen Wärmeausdehnung sind bei Fußbodenheizungen nur im geringen Umfang Bewegungsfugen erforderlich. Bei Heizestrichen kann bereits vier bis sieben Tage nach dem Einbau mit dem Aufheizen begonnen werden, hier sind die Herstellerangaben zu beachten.

Die Estriche können in der Regel aufgrund ihres günstigen Verformungsverhaltens bereits zwei Tage nach dem Einbau zwangsgetrocknet werden und auf Calciumsulfat-Fließestrichen können alle möglichen Bodenbeläge verlegt werden.


Die Grenzen von Calciumsulfat-Fließestrichen

Sie können aufgrund der fließfähigen Konsistenz nicht mit Gefälle ausgeführt werden und sind nur für die Herstellung horizontaler und sehr ebener Oberflächen vorgesehen.

Außerdem vertragen sie keine dauerhaften und massiven Feuchtebelastungen, deshalb sind sie für Außenbereiche oder dauerhaft feuchtebelastete Bereiche nicht geeignet, wie beispielsweise Garagen, Nassräume wie Schwimmbäder, Gemeinschaftsduschen oder innerhalb von Duschzonen mit Gefälle. Diese Estriche verlieren dann ihre Festigkeit und fangen an zu »faulen«. Im häuslichen Bad mit Dusch- und Badewannen können sie jedoch bedenkenlos eingesetzt werden, allerdings ist dann eine Abdichtungsebene zwischen Estrich und Oberbelag in Form einer Verbundabdichtung mit Randdichtungsstreifen vorzusehen. Bei einer Durchfeuchtung aufgrund eines Wasserschadens kann die Festigkeit des Estrichs vorübergehend gemindert werden, nach der Austrocknung, beispielsweise durch Zwangstrocknung, wird in der Regel jedoch die ursprüngliche Festigkeit wieder erreicht.

Die Abriebfestigkeit ist geringer als bei Zementestrichen und der Einbau ist mit einem relativ hohen technischen Aufwand verbunden, deshalb wird von den Estrichlegern ein hohes Maß an Sorgfalt und Sachkenntnis gefordert.

Sie sind sehr dicht und trocknen deshalb in großer Dicke sehr langsam aus, dabei haben diese Estriche in einer Dicke bis ca. 4 cm sogar Vorteile bei der Austrocknungsgeschwindigkeit, da die Belegereife auch bei höherer Luftfeuchte erreicht wird. Eine Verdoppelung der Estrichdicke hat eine 3- bis 4-fach längere Trocknungszeit des Estrichs zur Folge.


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