Abb. 3: Altersgemäße Menge an Betonabwitterungen an den Pflastersteinen einer alten Pflasterdecke

Karl-Uwe Voß


Bewertung von Frost- und Frost-Tausalz-Schäden an Betonpflastersteinen – Teil 2


Im ersten Teil der Artikelserie wurde über die unterschiedlichen Schadensbilder von Frost-Tausalz-Schäden, den Einfluss von Rissen in den Produkten und die Einflüsse der Verlegung und Nutzung auf die Entstehung der Schäden eingegangen.

Der zweite Teil des Artikels beschäftigt sich mit der gutachterlichen Bewertung von Frost-Tausalz-Schäden an Pflastersteinen in Objekten. Hierbei wird im Besonderen

  • auf die möglichen Verfahren zum Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstandes der Produkte,
  • auf die zulässigen Abwitterungsraten von Bauwerksproben,
  • auf die Bewertung des Witterungswiderstandes bereits verbauter Produkte sowie
  • auf Besonderheiten bei der Bewertung optisch hochwertiger Produkte

eingegangen.


1 Gutachterliche Bewertung von Frost-Tausalz-Schäden

Soll geklärt werden, ob eine nicht ausreichende Witterungsbeständigkeit der Produkte ursächlich für Zementsteinabwitterungen an Pflasterbelägen ist (siehe Abb. 1), bedienen sich Sachverständige häufig der Durchführung von Frost-Tausalz-Versuchen an den bereits verbauten Produkten.


1.1 Verfahren zum Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstands

Soll der Frost-Tausalz-Widerstand von Pflasterbelägen im Laborversuch nachgewiesen werden, so erfolgt dies üblicherweise unter Verwendung der normativ beschriebenen Prüfverfahren (»Slab-Test« oder »CDF-Test«). Bei der Bewertung der Ergebnisse dieser Laborversuche ist aber zu berücksichtigen, dass unterschiedliche Verfahren (»Slab-Test« oder »CDF-Test«) unterschiedliche Abwitterungsraten liefern und sogar unterschiedliche Aussagen dazu, ob die Pflasterbeläge ausreichend witterungsbeständig sind oder nicht (in Abschnitt 1.7.2 aus [12] erfolgen detaillierte Aussagen zu den jeweiligen Frost-Tausalz-Verfahren und zur Bewertung der jeweiligen Ergebnisse).

Gerade diese unterschiedlichen Bewertungen befeuern die Diskussion darüber, welches das »richtige« Verfahren zum Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstandes ist. Die Verfechter des »schärferen« »CDF-Tests« argumentieren dabei damit, dass der »Slab-Test« die Wirklichkeit nicht sachgerecht abbildet. Diese Aussage ist auch absolut richtig. Tatsächlich ist es sogar nahezu unmöglich, ein Prüfverfahren zu entwickeln, welches in der Lage ist, die Wirklichkeit innerhalb angemessener Prüfzeiten sachgerecht abzubilden.

Laborprüfverfahren zum Nachweis der Produkteigenschaften können die »Wirklichkeit« normalerweise nicht sachgerecht abbilden. So wird eine Pflasterdecke in der Innenstadt von Köln mit Sicherheit einer völlig anderen Beanspruchung ausgesetzt sein als eine Pflasterdecke in ländlicheren Gebieten Süddeutschlands. Sollen Laborversuche die Wirklichkeit tatsächlich sachgerecht abbilden, dann stellt sich die Frage, ob das Laborverfahren den Angriffsgrad des Kölner Klimas oder des in Süddeutschland abbilden muss.

Des Weiteren ist es allein aus Gründen der Prüfzeit auszuschließen, dass Laborverfahren die in der Praxis auftretenden Beanspruchungen angemessen nachstellen. So muss es sich bei Laborverfahren zwangsläufig um »Zeitrafferverfahren« handeln. Kein Kunde oder Gericht wird Verständnis dafür haben, wenn er/es mehrere Jahre auf die Ergebnisse eines Frost-Tauwechsel-Versuchs warten soll.

Da mehrjährige Prüfzeiten in der Realität nicht umsetzbar sind, müssen die Rahmenbedingungen während der Prüfung des Frost-Tauwechsel-Widerstandes im Labor (die Prüftemperaturen, die Steilheit der Aufheiz- bzw. Abkühlkurven beim Frostversuch sowie der Salzgehalt des Taumittels) demnach zwangsläufig massiv von den in der Praxis auftretenden Bedingungen abweichen.

Bereits diese kurze Einführung zeigt, welchem Spannungsfeld sowohl die Sachbearbeiter im Prüflabor als auch die Sachverständigen bei der Bewertung von Frost-Tausalz-Schäden im Objekt ausgesetzt sind.


1.2 Zulässige Abwitterungsraten neuer und noch nicht verbauter Produkte

Beim Slab-Test handelt es sich um das normativ in DIN EN 1338 vorgesehene Referenzprüfverfahren zum Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstandes von Betonpflastersteinen. Gemäß DIN EN 1338 darf die Abwitterungsrate von neuen und noch nicht verbauten Betonpflastersteinen im Prüfalter von 28 Tagen bei der Durchführung von 28 Frost-Tauwechseln bei Verwendung von Natriumchlorid als Tausalz bei im Mittel maximal 1.000 g/m2 liegen, sofern die Einzelwerte 1.500 g/m2 nicht übersteigen.

Um diese Anforderungswerte anschaulicher zu machen, zeigt Abb. 2 Betonpflastersteine mit einer Abwitterungsrate von ca. 150 g/m2 (links) und von 1.430 g/m2 (rechts) im Rahmen eines normativen Slab-Tests.

Beim CDF-Test handelt es sich um ein Alternativverfahren nach DIN EN 12390-9 zum Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstandes von Betonen. Wird der Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstands abweichend von DIN EN 1338 unter Einsatz des CDFTests gefordert, dann müssen die Grenzwerte für die zulässigen Abwitterungsraten im Rahmen dieses Versuchs konkret zwischen den Parteien vereinbart werden.

Üblicherweise wird der Richtwert der ZTV W [10] (Abwitterungsrate von im Mittel 1.500 g/m2) herangezogen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Nachweis des Frost-Tausalz-Widerstandes mittels des CDF-Verfahrens (ebenso wie die Festlegung der einzuhaltenden Grenzwerte) konkret zwischen den Parteien zu vereinbaren und auch gesondert zu vergüten ist.

Dies ist auch bei der Untersuchung und Bewertung des Frost-Tausalz-Widerstandes von Bauwerksproben durch Sachverständige zu beachten. So gibt es Sachverständige, die zur Beurteilung des Frost-Tausalz-Widerstands von Pflasterbelägen im Reklamationsfall standardmäßig das CDF-Verfahren verwenden. Dabei ist aber zu beachten, dass der Frost-Tausalz-Nachweis nach dem CDF-Test gesondert vereinbart worden sein muss, ansonsten sind die Vorgaben der DIN EN 1338 zu erfüllen.

Demnach wäre in einem Fall ohne eine gesonderte Vereinbarung »nur« die Einhaltung der Anforderungen des Frost-Tausalz-Widerstandes nach dem Slab-Test Vertragsgegenstand. Dies ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass der CDF-Test um den Faktor 1,35 bis 5,00 höhere Abwitterungsraten im Vergleich zum Slab-Test liefert (siehe Abschnitt 1.7.2 aus [12]).


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