Abb. 2: Die Öffnung des Fußbodens erfolgte bis Oberkannte Betonkernaktivierung

Wolfram Steinhäuser


Betonkernaktivierung muss nicht zum Problemfall werden


Beton ist der meistgenutzte Baustoff weltweit. Ohne Beton ist unsere moderne Infrastruktur kaum vorstellbar. Die Einsatzmöglichkeiten von Beton sind sehr vielfältig. Das betrifft vor allem auch den Einsatz bei Decken- und Fußbodenkonstruktionen. Auf unbeheizte und beheizte Betondecken und Betonbodenplatten werden Estriche in allen drei Estrichkonstruktionen eingebaut, aber auch direkt Oberbeläge und Beschichtungen appliziert. In beiden Fällen spielen der hohe Feuchtegehalt, die Oberflächenbeschaffenheit, die Fugenausbildung und das Schwinden des Betons für Estrichleger, Beschichter, Parkett- und Bodenleger eine wichtige Rolle.


Wenn Betonbodenplatten und Betondecken als beheizte Fußbodenkonstruktion eingebaut werden, spricht man von der sogenannten Betonkernaktivierung. Betonkernaktivierungen werden seit 1999 vor allem in Schulen, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Museen, Büro- und Verwaltungsgebäuden ausgeführt.

Mittlerweile ist sie auch häufiger Bestandteil im Wohnungsbau geworden, bevorzugt beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern. Die Betonkernaktivierung wird sich vor allem bei Passivhäusern, Niedrigstenenergiehäusern und Niedrigenenergiehäusern zukünftig durchsetzen.

Bei der Betonkernaktivierung werden in die Betonbauteile sowohl vorgefertigte Rohrsysteme als auch manuell verlegte Rohre auf einer Trägermatte innerhalb der Bewehrungslagen eingebaut. Diese sogenannten Rohrregister sind direkt in die thermische Speichermasse der Betonuntergründe integriert. In diesen Rohren zirkuliert warmes oder kaltes Wasser, je nachdem, ob geheizt oder gekühlt werden soll.

Die Betonkernaktivierung wird von Fachleuten als eine umweltschonende, kostengünstige, energiesparende und wirtschaftlich interessante Variante ausgelobt, um ein angenehmes Raumklima zu erzielen. Sie ist praktisch wartungsfrei und läuft vollkommen lautlos. Diese Art der Klimatisierung ist allergikerfreundlich, da sowohl die Kühlung als auch die Heizung keinen Staub aufwirbeln.

Die Frage, die sich Planern, Estrichlegern, Beschichtern, Parkett- und Bodenlegern stellt, lautet: Wie kann kann ich Beläge auf den Untergrund der neu eingebauten Betonkernaktivierung schadenfrei verlegen, also meine Bauleistungen planen und ausführen? In der Fachliteratur, in Merkblättern aber auch in Auslobungen sowie Anpreisungen der Betonkernaktivierung suchen Planer und die Verarbeiter vergebens nach Richtlinien und Hinweisen, wie hier vorzugehen ist.

Planer und Verarbeiter bewegen sich hier in einer Grauzone, deren Risiko jeder für sich abschätzen muss. In der Regel orientieren sie sich an der Vorgehensweise, wie sie auch auf unbeheizten Betondecken und Betonbodenplatten ihre Bauleistungen planen und ausführen. In der Regel funktioniert das auch.

In den folgenden Ausführungen wird beispielhaft ein Schadensfall bei der Ausführung von Estrich- und Parkettarbeiten auf einer neu eingebauten Betonkernaktivierung aufgezeigt sowie eine funktionierende Lösung einer direkten PVC-Designbelag-Verlegung auf einer neuen Betonkernaktivierung. 


Fall 1

Auf einer im Juni neu eingebauten 25 cm dicken Betonkernaktivierung in einem neu errichteten Bürogebäude wurde im Oktober folgender neuer Fußbodenaufbau realisiert (von unten nach oben):

  • 30 mm Wärmedämmung aus Schaumpolystyrol,
  • 20 mm Trittschalldämmung,
  • Abdeckung aus PE-Folie,
  • 60 mm Zementestrich,
  • auf den Zementestrich wurde eine 4 mm dicke Entkopplungsplatte mit einem 2-K PUR-Parkettklebstoff geklebt,
  • auf die Entkopplungsplatte wurde im Dezember das zweischichtige Fertigparkett mit einem einkomponentigen, elastischen Parkettklebstoff auf Polymerbasis verklebt.

An der Unterseite der Betonecke war nahezu in jedem Raum eine Unterhangdecke mit integrierter Beleuchtung installiert.


Schadensbild

Im Sommer des darauffolgenden Jahres traten Aufwölbungen in der Parkettfläche auf, die vom Bauherrn reklamiert wurden. Da sich sowohl Parkett- als auch Estrichleger keiner Schuld bewusst waren, kam es zu einem Streitfall, der vor Gericht geklärt werden musste. Ende Juli begutachtete ein Bausachverständiger den Schaden vor Ort. Er öffnete an mehreren Stellen die Fußbodenkonstruktion bis zur Betondecke und stellte Folgendes fest:

Zwischen dem Estrich und der Entkopplungsplatte war es zu einem Bruch gekommen. Der PUR-Klebstoff, mit dem die Entkopplungsplatten verklebt worden waren, hatte seine Klebekraft vollständig verloren und hatte nur noch eine pulverförmige Konsistenz (Abb. 3). Unterhalb der PE-Folie und auf der Dämmung stand Wasser in Tropfenform. Beim Überstreichen der Rückseite der PE-Folie wurde die Hand nass (Abb. 6).


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